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Fünf Fragen an Reto Buholzer, Vizepräsident der Pensionskasse der F. Hoffmann-La Roche AG

Hundert Jahre alt, autonom und gesund

«Ich bin stolz darauf, dass Arbeitnehmer und Arbeitgebervertreter eine Einheit bilden.»

Die Pensionskasse der F. Hoffmann-La Roche AG feiert dieses Jahr den hundertsten Geburtstag. Auf was kann sie rückblickend besonders stolz sein?
Die Pensionskasse ist gesund und gut aufgestellt. Ich bin stolz darauf, dass Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter eine Einheit bilden. Es gibt keine Hierarchien, alle sind gleichwertig. Seit ich im Stiftungsrat bin – rund 17 Jahre –, wurden die Entscheide durchwegs einstimmig gefällt. Wir diskutieren die Lösungen miteinander. Wenn jemand nicht der gleichen Meinung ist, gehen wir nochmals über die Bücher, bis alle Fragen restlos geklärt sind. Mit dabei sind jeweils auch alle Suppleanten, was zu einer sehr breiten gelebten Gesprächskultur im Stiftungsrat führt. Wenn sich bei uns jemand im Stiftungsrat engagiert, gehen wir davon aus, dass es ein langfristiges Amt ist.

Was waren in den letzten hundert Jahren die grössten Herausforderungen?
Unsere Pensionskasse hat viele Regelungen vor Gesetzesänderungen eingeführt. Deshalb brauchte es nachträglich immer wieder Anpassungen an das Gesetz, nicht immer zum Vorteil der Versicherten. Bei einem Konzern wie Roche gibt es über die Zeit viele Veränderungen, Geschäftsbereiche verlassen das Unternehmen, andere kommen dazu. Die Pensionskasse war in diesen Situationen immer ein Garant, und der Stiftungsrat konnte stets eine Lösung im Sinne der Versicherten finden. Die Rentner blieben bei einer Abspaltung immer bei uns.

Was beschäftigt die Pensionskasse zurzeit?
Die diskutierten Reformvorschläge. Grundsätzlich sind wir ganz klar für eine Reform des BVG. Am ehesten befürworten wir den ASIP-Vorschlag. Wir sind klar gegen den Rentenzuschlag. Viele autonome Pensionskassen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Auch die zunehmende Regulierung und Komplexität macht uns Mühe. Wenn ein Stiftungsrat sich weiterbildet und am Ball bleibt, kommt er mit, aber für Laien sind die Pensionskassenthemen sehr schwer verständlich.

Roche beschäftigt Mitarbeiter aus über hundert Ländern. Welchen Einfluss hat dies?
Unser BVG sieht ganz anders aus als die Systeme in anderen Ländern. Wir müssen darum die Mitarbeitenden aus anderen Ländern über unser Schweizer System aufklären, damit keine Missverständnisse entstehen. Das ist eine grosse Herausforderung,

Was braucht es, damit die Pensionskasse auch in den nächsten hundert Jahren fit bleibt?
Man sollte die Pensionskassen von der Politik entkoppeln. Wir haben ein sehr gutes System in der Schweiz, aber wir werden zunehmend eingeschränkt. Es braucht mehr gelebte Sozialpartnerschaft mit entsprechenden Freiräumen. Ich bin überzeugt, dass es weiterhin autonome Pensionskassen gibt. Die Konkurrenz belebt unser System.

Interview: Judith Yenigün-Fischer
Quelle: Schweizer Personalvorsorge 08-21