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Jahresgespräch mit dem CEO

Zum Auftakt der gemeinsamen Sitzung präsentierte CEO Dr. Severin Schwan die Jahresergebnisse 2017. Das Jahr 2017 verlief insgesamt sehr erfolgreich. In beiden Divisionen ist durch neu eingeführte Medikamente und diagnostische Tests ein gutes Wachstum zu verzeichnen. Hervorzuheben sind hierbei die erfolgreichen Markteinführungen von Ocrevus (bei multipler Sklerose) und Hemlibra (bei Hämophilie) sowie die gute Entwicklung von Produkten für die Immundiagnostik.

Eine Herausforderung stellen die Biosimilars dar, die nun verstärkt auf den Markt kommen und in einzelnen Ländern für starke Umsatzeinbussen sorgen. Die grossen Fortschritte in der Produktepipeline versprechen jedoch eine gute Aufstellung für die Zukunft. Die Gesamtbilanz sieht insgesamt gut aus. Der Beschäftigungsstand am Standort Schweiz bleibt relativ stabil, gegenüber dem Vorjahr ist erstmals ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Diskussionspunkte des AVR

Im Anschluss an die Präsentation von Herrn Dr. Severin Schwan trug der AVR verschiedene Anliegen vor.

Im letzten Quartal 2017 nahmen die Reorganisationen deutlich zu. Auf globalen Organisationen und Ländern lastet ein höherer Druck. Das löst Unsicherheiten und Ängste bei den Mitarbeitenden aus. Wie wollen wir damit umgehen?

Herr Dr. Severin Schwan räumte ein, dass das Wachstum 2017 sich langsamer gestaltete und der Portfoliowechsel den Druck erhöhe, versicherte jedoch, dass derzeit kein grosser globaler Stellenabbau geplant sei. Dagegen herrsche in verschiedenen Ländern und Funktionen eine andere Situation. So seien zum Beispiel in England, Frankreich oder Russland massive Einschnitte zu verzeichnen, auf die sehr differenziert eingegangen werde.

In der Schweiz nehme die Dynamik der Veränderungen zu. Sie fielen zum Teil komplexer aus, wie zum Beispiel in Reinach, wo ganze Bereiche umgestellt würden. Diese Prozesse reflektierten die Veränderungen im Umfeld und in der Gesellschaft (z.B. durch Digitalisierung). Im Bereich der Produktion ginge es um Effizienz, die ständig optimiert werden müsse, wobei Routinetätigkeiten ausgelagert würden.

Es gelte, langfristig kompetitiv zu bleiben. Roche werde deshalb weiterhin überproportional in Forschung und Entwicklung investieren sowie die erfolgreiche Lancierung von neuen Medikamenten wie Ocrevus, Tecentriq oder Hemlibra sicherstellen. Strategisch wichtig sei zudem, sich auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen einzustellen. Entsprechend seien zusätzliche Investitionen auch in diesem neuen Bereich notwendig (Zugang und Auswertung von grossen Daten aus der klinischen Praxis, neue analytische Methoden wie Machine Learning oder Artificial Intelligence, neue Diagnostikprodukte wie Systeme für Therapie-Entscheidungshilfen). Um all diese Investitionen finanzieren zu können, wird umgekehrt der Druck auf Produktivität und Effizienzverbesserungen im Unternehmen über alle Funktionen hinweg steigen.

Herr Dr. Severin Schwan betonte, dass er sehr darum bemüht sei, dass Roche gut durch laufende und anstehende Veränderungen komme. Dabei sei die Zusammenarbeit mit dem AVR von grosser Wichtigkeit, vor allem der faire Umgang miteinander und die Transparenz.

In diesem Zusammenhang ging das Gespräch auf das Thema Sozialplan über. Die Geschäftsleitung wies auf eine elementare und klare Unterscheidung hin: Bei einer Reorganisation sei die Position betroffen und nicht die Performance von Mitarbeitenden. Sozialpläne seien keineswegs ein Instrument zur Leistungsbeurteilung, sondern dienten ausschliesslich dazu, eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen Mitarbeitenden zu finden. Leistungsbeurteilungen müssten im Vorfeld adressiert werden, denn diese gehörten zu Führungsaufgaben.

Ausblick 2018/2019: Wie bereitet sich Roche darauf vor, wenn signifikante Umsatzrückgänge durch Biosimilars zu verzeichnen sind?

Herr Dr. Severin Schwan führte aus, dass für den Business Plan verschiedene gute und weniger gute Szenarien durchgespielt würden. Kurzfristige Umsatzrückgänge könnten durch die anstehenden Produktlancierungen für das Unternehmen insgesamt gut überbrückt werden. Hielten negative Entwicklungen über einen längeren Zeitraum an, wären Anpassungen notwendig. Die aktuell gute Entwicklung der Produktepipeline verweise aber auf positive Aussichten für das Geschäft.

Dennoch stünden Roche durch den Eintritt von Biosimilars und der damit verbundenen Übergangsphase grosse Herausforderungen und Veränderungen bevor. Schon allein deshalb, weil die Umsatzdynamik auf Länderebene sehr unterschiedlich verlaufe. Wichtig sei es, langfristige Investitionen zu schützen (R&D, Neueinführungen Medikamente, digitale Transformation) und sich dem rasant verändernden Umfeld ständig anzupassen. Agilität sei gefragt. Die Firma könne es sich nicht leisten zu warten, um zu sehen, was passiert. Sie müsse reagieren und sich fragen: Was können wir jetzt besser machen?

Beeinflusst die zunehmende Digitalisierung die Organisationsstruktur? Braucht Roche einen Chief Digital Officer?

Auf Gruppenebene sei derzeit keine Position eines Chief Digital Officers vorgesehen.

In den Divisionen entstünden aber zunehmend Strukturen, welche digitale Initiativen bündeln und Synergien nutzen. Herr Dr. Severin Schwan verwies diesbezüglich auf die beiden «PHC 2.0 Organisationen» innerhalb von GPS (Ron Park) und Pharma Development (Marc Lee). Dazu kämen auch dedizierte Strukturen bei der Diagnostics Division mit «Diagnostics Information Solutions» (DIS, Tim Jaeger) sowie einem divisionalen «Digital Transformation Office» (Silke Hoernstein).

Herr Dr. Severin Schwan informierte, dass im Bereich der Diagnostics vermehrt auf digitale Produkte gesetzt werde, die den Arzt dabei unterstützten, die optimale Therapie auszuwählen. Der Verkauf von Software und das Eingehen von Partnerschaften auf digitalen Plattformen seien ein neues Geschäftsfeld, welches Umstellungen innerhalb der Division Diagnostics mit sich bringen werde. Die kürzlich eingegangene Vereinbarung mit GE Healthcare ziele in diese Richtung.

Umlageverfahren auf Kostenstelle: Produktionen und Produktivität werden vielfach zu Contract Manufacturing Organizations (CMO) verlagert. Die verbleibende Herstellung wird dadurch immer weniger wettbewerbsfähig, weil der Anteil an fixen Umlagen steigt. Zum Beispiel haben wir bei PT bereits rund zwei Drittel Umlagen auf der Kostenstelle, die der Betrieb nicht beeinflussen kann.

Herr Dr. Severin Schwan erklärte, dass dieses Verrechnungsmodell global üblich sei. Im Bereich Small Molecules habe ein strukturelles Problem bestanden, die Auslastung sei weltweit zu gering gewesen. Die Umlagen gehörten zu den wichtigen Themen am Standort, auch in der Zukunft. Die Auslastung beeinflusse den Umsatz. Trotz geringer Auslastung bei den Small Molecules bliebe die Wartung der Gebäude und Maschinen bestehen, was die hohen Fixkosten verursache. Dies könne auch neue Gebäude mit neuen Technologien betreffen, wie zum Beispiel das ADC (Antibody Drug Conjugate), bei welchem sich im Laufe der aktuellen Projekte herausstellen werde, wie sich die Auslastung entwickle.

Am Ende der Sitzung lud AVR Präsident Adnan Tanglay im Namen des AVR Herrn Dr. Severin Schwan für ein weiteres Gespräch im 2. Halbjahr 2018 ein, für welches Herr Dr. Severin Schwan zusagte.

Der AVR dankt Herrn Dr. Severin Schwan für die Präsentation der Geschäftsergebnisse und das konstruktive Jahresgespräch in angenehmer Atmosphäre. An dieser Stelle möchte der AVR auch Frau Cris Wilbur, Leiterin Group HR und Konzernleitungsmitglied, Herrn Jürg Erismann, Standortleiter Basel/Kaiseraugst sowie Herrn Bruno Weissen, Leiter Personal Basel/Kaiseraugst, seinen Dank für die gute Zusammenarbeit aussprechen.