Damit Transformationen sozialverträglich ablaufen
Die Liste ist schier endlos: An allen Ecken und Enden werden bei Roche Abteilungen einer Transformation unterzogen. Über 20 Transformationen wurden allein in diesem Jahr durchgeführt oder sind noch im Gange. Darunter befinden sich mit PS (Pharma Site), BBKQC (Basel Small Molecules and Biologics Kaiseraugst Quality Control), pRED/SMR TMo (Pharma Research and Early Development/Small Molecule Research Therapeutic Modalities) und HR (Human Resources) Servicing auch vier grosse Transformationen. Betroffen ist je nach Abteilung eine Anzahl Mitarbeitende im ein- bis dreistelligen Bereich, wobei ein Grossteil davon eine Anschlusslösung findet – sei es nun bei Roche, ausserhalb des Unternehmens oder im Rahmen einer Frühpensionierung.
«Roche erfindet sich neu. So viele Transformationen gab es noch nie in der Pharmageschichte», sagt Adnan Tanglay, Präsident des Angestelltenverbands Roche (AVR). Der Grund für die Explosion: «Roche stellt sich für die Zukunft neu auf, um Medikamente schneller zum Patienten zu bringen», erklärt der AVR-Präsident und zitiert Bill Anderson, der sagt, dass Roche drei bis fünf Mal so viel Output generieren solle zur Hälfte der Kosten für die Allgemeinheit. Zu diesem Zweck bewegt sich Roche immer weiter weg von den alten Hierarchien und hin zu mehr themenbezogener Zusammenarbeit. Den ersten Schritt machte diesbezüglich das Programm ReModel GRA (Global Regional Affiliates) innerhalb der Pharma International Gruppe, wo die bisherigen regionalen Strukturen wie zum Beispiel Asia Pacific oder Western Europe abgeschafft wurden. Neu sind Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Grossbritannien, Kanada, Brasilien und China in I8 zusammengefasst, alle anderen über 150 Länder in I7 Areas. «Alle unterstützenden Funktionen bei Roche mussten sich danach an diese neuen Strukturen anpassen», führt Tanglay aus.
Der AVR setzt sich nun zusammen mit der Geschäftsleitung und den Human Resources dafür ein, dass diese Transformationen so sozialverträglich wie möglich ablaufen. Bei grösseren Transformationen lassen sich der AVR und die Personalabteilung von den Line Managern erklären, warum es sie braucht und wie sie umgesetzt werden sollen. Unter Beisein der Rechtsabteilung finden mehrere Konsultationen statt. Der AVR befragt aber auch Mitarbeitende aus den betroffenen Bereichen, um sich ein besseres Bild zu verschaffen. Dann schreibt er eine Stellungnahme zu Handen der Line Manager, der Human Resources und der Geschäftsleitung, in der er seine Meinung kundtut und Alternativlösungen vorschlägt, um die Zahl der abzubauenden Stellen so weit wie möglich zu reduzieren. Wenn nach ein bis zwei Wochen die Antwort eintrifft, ist die Konsultation für den AVR abgeschlossen. Seine Stellungnahme, die Antwort darauf und eine Liste aller Betroffenen werden im Anschluss den kantonalen Behörden geschickt. Dieser Prozess kann vier bis sechs Wochen dauern.
Um die Schwemme an Transformationen bewältigen zu können, haben der AVR und Roche für kleinere mit unter 30 Betroffenen ein beschleunigtes Verfahren eingeführt – die sogenannten Smart Konsultationen. Es finden Mini-Konsultationen statt und der AVR schreibt eine kurze Stellungnahme. Zudem sammelt die Rechtsabteilung die Dokumente von mehreren Transformationen, bis innert 30 Tagen die Anzahl von 30 Personen erreicht ist, und gibt sie dann an die Behörden weiter. «Dies einerseits, um die betroffenen Personen und Abteilungen nicht unnötig lange warten zu lassen und andererseits, damit die vorgeschlagenen Lösungen und neu zu schaffenden Rollen möglichst rasch implementiert werden können», so Tanglay.
Der AVR bittet alle Mitarbeitenden ihre von einer Transformation betroffenen Kolleginnen und Kollegen so gut wie möglich zu unterstützen und allenfalls auch Substitutionspensionierungen anzubieten. «Hut ab, dass Roche den Mut zu einer Umstrukturierung in dieser Grössenordnung hat», meint der AVR-Präsident und fügt hinzu, «aber für die Betroffenen ist es natürlich eine sehr schwierige Situation, da sich dahinter viele Schicksale verbergen.»
