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Interview mit Herrn Dr. Christian Klein

1. Seit mehr als zwei Jahren bist Du jetzt Standortleiter von der Roche Glycart AG in Schlieren, auch bekannt als RICZ: Roche Innovation Center Zurich. Als reiner Forschungsbetrieb mit fast 200 Angestellten total sind wir Teil von pRED und der Center of Excellence for Cancer Immunotherapy. Als Abteilungsleiter für Cancer Immunotherapy Discovery 3 bist Du auch für Projekte zur Wirkstoffentwicklung in der Onkologie mit dem Schwerpunkt auf bispezifische Antikörper der nächsten Generation verantwortlich. Wo siehst Du die grösste Herausforderung in Deiner täglichen Arbeit und wie schaffst Du es die unterschiedlichen Ansprüche unter einen Hut zu bringen?

Der primäre Fokus liegt bei mir weiterhin klar auf der Forschungsseite; es gilt laufende Projekte effizient weiterzubringen und neue, attraktive Projekte aufzugleisen. Für den organisatorischen Bereich kann ich auf tolle Unterstützung durch das Operations Team zählen. Unsere Ziele als Forschungsbetrieb sind: Roche Glycart extern als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und intern eine wichtige Rolle in der pRED Forschung zu spielen, wir wollen am Puls der Forschung bleiben und unsere führende und international anerkannte Position im Bereich Immuntherapie erhalten und weiter auszubauen. Die Konkurrenz im Pharma- und Biotech-Bereich ist gross und im Wachstum begriffen, sodass wir uns auf unsere Stärken fokussieren und uns dem sich schnell wandelnden Feld agil und flexibel anpassen müssen. Der Standort Zürich hat für uns den Vorteil der Nähe zu ETH und Universität / Universitätsspital, gerade auch bei der Suche nach neuen Talenten, aber auch was Kooperationen angeht. Wichtig sind auch die schlanke Organisation, eine stetige Priorisierung aller Aktivitäten, die ein grosses Portfolio bezüglich Wirkstoff-Kandidatenmolekülen erlaubt und last but not least der Erhalt unseres «Biotech Spirits» im Rahmen der Roche ONE pRED Organisation. Hervorheben möchte ich auch den internationalen Charakter unseres Standorts mit Mitarbeitenden aus 30 Nationen, den hohen Frauenanteil auf allen Organisationstufen seit vielen Jahren und die Möglichkeit für massgeschneidertes flexibles Arbeiten z.B. nach der Rückkehr aus dem Mutterschutz.

2. Als Vater von einem Mädchen und drei Buben und gerade in pandemischen Zeiten wie diesen, wie schaffst Du den Ausgleich zwischen den verschiedenen Welten?

Die aktuelle COVID Situation ist auf der einen Seite für viele von uns eine Herausforderung, da wir alle sehr viele Meetings haben. Andererseits erlaubt die Situation für die meisten von uns auch eine gewisse Flexibilität im Home Office, da wo es möglich ist. Insofern haben wir auch gelernt, dass und wie flexibles Arbeiten möglich ist. Ein guter Ausgleich mit den Kindern ist für mich der gemeinsame Sport (z.B. Velotouren, Tennis). Selber habe ich mir wie offensichtlich auch viele andere im Lockdown ein Rennrad zugelegt, mit dem ich eine kleinere oder grössere Runde unternehme, wenn es Kalender und Wetter erlauben.

3. Alle sprechen vom neuen Normal und von neudeutschen new ways of working; wir erleben alle gerade drastische Veränderungen auf vielen Ebenen. Wo siehst Du Chancen und Herausforderungen für uns im Beruf und für Roche Glycart AG innerhalb der Roche Familie?

Ein Grossteil unserer Mitarbeitenden arbeitet die meiste Zeit im Labor, das wird auch in den kommenden Jahren für uns weiterhin essentiell sein und ist der Kern unserer Forschung. Es hat sich auch gezeigt, dass viele für den informellen Austausch gerne an den Standort kommen um zu arbeiten, was aktuell leider nur eingeschränkt möglich ist. Aber unser neues Gebäude ist ja so konzipiert, dass es die Interaktion zwischen uns Mitarbeitenden auf allen Stufen ermöglicht und fördert. Insofern hoffen wir auf die Zeit, wenn wir alle wieder «on site» sein können. Ungeachtet dieser Hindernisse hat 2020 gezeigt, dass wir unsere Projekte trotz der massiven Einschränkungen effizient weitertreiben und wir die Ziele für letztes Jahr teilweise sogar mehr als erfüllen konnten. Geschäftsreisen werden voraussichtlich in den kommenden Jahren nicht mehr im alten Umfang stattfinden, was auch ökologische und ökonomische Vorteile bringt, allerdings lassen sich wissenschaftlicher Austausch und die Pflege von Netzwerken an Kongressen nicht komplett durch virtuelle Veranstaltungen ersetzen, so dass diese Veranstaltungen auch in der Zukunft wichtig sein werden.

4. Zurück zu unserem Kerngeschäft; es finden innerhalb von Roche diverse Transformationen mit dem Ziel statt, mehr Gelder in die Forschung investieren zu können. Wo werden diese Ressourcen bei Roche Glycart AG eingesetzt, wie können wir besser und effizienter werden?

Für RICZ bewegt sich das Budget 2021 im Rahmen der Vorjahre. Die Erwartungen an den «Output» von innovativen und neuen Kandidatenmolekülen sind im Rahmen der 2030 Roche Pharma Ziele hoch, ohne dass der Headcount notwendigerweise steigen wird. Insbesondere die langfristigen Roche 2030 Ziele können nur durch Steigerung der Effizienz der Arbeitsabläufe, wie z.B. durch weitere Automatisierung der Screeningverfahren, der Analyse von grösseren Datensätzen als in der Vergangenheit und damit einhergehend der «Fairifikation» von Daten nach dem FAIR Prinzip, sowie durch mehr Verantwortung und Eigeninitiative aller beteiligten Mitarbeitenden, erreicht werden.

5. Als AVR Standortvertreter möchte ich mich an der Stelle bedanken für die konstruktive Atmosphäre auf allen Ebenen, die ich bis jetzt immer erleben durfte beim Austausch (z.B. Beratungsgespräche) in personellen Konfliktsituationen. Solange gemeinsame Gespräche an einem Tisch möglich sind um offen über Konflikte zu reden, lässt sich auch (meistens) ein zufriedenstellender Kompromiss finden. Wie siehst Du die Rolle vom AVR in der Zukunft und was sind Deine Erwartungen an den AVR?

Der AVR war und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Mitarbeitenden im Betrieb und der Geschäftsleitung. Es gilt gemeinsam gute Lösungen zu finden, unter anderem auch in Konfliktsituationen. Der AVR kann die Mitarbeitenden unterstützen bei Themen, die ihnen wichtig sind; z.B. was das Arbeitsumfeld bei Roche angeht. Durch die aktuell laufende Transformation bei People & Culture läuft einiges bei den Laborleitern/innen und Mitarbeitenden auf, da sehen wir Verbesserungspotential in der Zukunft. Wichtig ist, dass Reibungspunkte frühzeitig adressiert werden und Bedenken / Vorbehalte offen und transparent diskutiert werden können.

Das Interview führte Dr. Ralf Geertsen, Standortvertreter Schlieren

RICZ von aussen